Texte

Ein Schritt vorwärts, zwei zurück

oder: manchmal gelingen Übergänge nicht

erschienen im TAU – magazin für barfußpolitik, Heft 19

In den 20-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bezeichnete der Schweizer Pädagoge und Mitbegründer des „Weltbundes zur Erneuerung der Erziehung“ Adolphe Ferriére (1879-1960) Wien voll des Lobes einmal als „Hauptstadt des Kindes“ – und tatsächlich war es so, dass nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie und jahrhundertealter und verkrusteter Strukturen sich durch die Experimentierfreudigkeit zahlloser Menschen eine einst öde pädagogische Landschaft in eine blühende verwandelte.

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Das Wort des Jahres 2020: „homeschooling“

Erschienen im „Freigeist – Zeitschrift für innovative Pädagogik“, Oktober 2020

Seit 1977 wird im deutschen Sprachraum regelmäßig das „Wort des Jahres“ gewählt, später kamen noch das „Unwort des Jahres“, das „Jugendwort des Jahres“ sowie der „Spruch des Jahres“ hinzu. Da viele der gewählten Wörter oder Sätze einen reinen Deutschlandbezug hatten, begannen Österreich (seit 1999), Liechtenstein (seit 2002) und die Schweiz (seit 2003) ihre jeweils eigenen Wörter oder Wortkreationen zu küren.

Erinnern Sie sich noch? Österreichisches Wort des Jahres 2019: „Ibiza“. Unwort des Jahres 2019: „b´soffene G´schicht“. Spruch des Jahres 2017: „Mei Wien is net deppat!“ (Bürgermeister Michael Häupl) Unspruch des Jahres 2016: „Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist!“ (Norbert Hofer) Jugendwort des Jahres 2015: „zach“.

Als Wort des Jahres 2020 schlage ich „Homeschooling“ vor – wobei es sich hier eigentlich um einen Anglizismus handelt. Macht aber nichts, denn seit 2010 wird auch jährlich der „Anglizismus des Jahres“ gewählt 🙂

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Lasst uns Fehler machen!

Ein kleiner Spaziergang durch die Reformpädagogik

erschienen im TAU – magazin für barfußpolitik, Heft 13

Foto: Heinrich Jacoby, 1934 in Zürich. Verwendung des Fotos mit Genehmigung der Heinrich Jacoby-Elsa Gindler-Stiftung, Berlin. Vielen Dank!

In einem Vortrag, den Maria Montessori 1945 in ihrem Exil in Indien hielt, finden sich folgende Worte: „Wonach suchen wir denn wirklich im Kind? Fast immer sind wir auf der Ausschau nach Fehlern – nicht nur nach denen, die es gemacht hat, sondern auch nach denen, die es machen könnte.“ Später führt sie aus: „Das Einzige, was wir wirklich tun müssen, ist, unsere Grundhaltung gegenüber dem Kind zu ändern und es zu lieben mit einer Liebe, die an seine Persönlichkeit glaubt und daran, dass es gut ist; die nicht seine Fehler, sondern seine Tugenden sieht, die es nicht unterdrückt, sondern es ermutigt und ihm Freiheit gibt.“¹

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